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Kritik zu „Roxy“: Unterhaltsames Genre-Kino aus Deutschland

Der neue Film „Roxy“ von Dito Tsintsadze verspricht laut dem Filmemacher „einen ganz besonderen, lustigen und gleichzeitig spannenden Film über Liebe und Glauben“. Ist es dem Streifen mit Devid Striesow in der Hauptrolle gelungen, dieses Versprechen einzulösen?


Devid Striesow mit Hund Roxy im Taxi
Bildnachweis: © Across Nations Filmverleih – East End Film Production

Mit einem beeindruckenden Portfolio und zahlreichen Auszeichnungen zählt der georgische Regisseur Dito Tsintsadze zu den renommierten Filmschaffenden seines Heimatlandes. Auch in Deutschland hat er mit seinen Genre-Filmen für Aufsehen gesorgt. In seinem neuesten Werk, einer internationalen Produktion mit Beteiligung eines belgischen Editors und eines deutschen Hauptdarstellers, entführt Tsintsadze das Publikum in die Welt eines scheinbar gewöhnlichen Taxifahrers.


Doch was als alltägliche Erzählung beginnt, entfaltet sich zu einem ungewöhnlichen Abenteuer, wie der Regisseur betont – eine Metamorphose von einem gesichtslosen Charakter hin zum Mittelpunkt seines eigenen Lebens und seiner eigenen Geschichte. Doch wie gelang es Tsintsadze, diese Transformation für die große Kinoleinwand zu inszenieren und lohnt es sich, für diese kleine Produktion ein Kinoticket zu lösen?


Darum geht es:


Thomas Brenner, ein gewöhnlicher Taxifahrer mit einer Leidenschaft für Matchbox-Autos und Würfelspiele, erlebt eine drastische Veränderung, als eine russische Gang, begleitet von Kampfhund Roxy, in sein Taxi steigt. Plötzlich wird Thomas unerwartet ihr wichtigster Verbündeter in rechtlichen Grauzonen. Was anfangs nur um Geld geht, nimmt eine überraschende Wendung, als er Levans attraktive Frau Liza und ihren kleinen Sohn Vova vom Bahnhof abholt.


Camilla Borghesani als Liza
Bildnachweis: © Across Nations Filmverleih – East End Film Production

Thomas wird immer tiefer in einen Strudel aus Verrat, Freundschaft, Liebe und Loyalität gezogen, während er unentdeckte Fähigkeiten entwickelt. Levans Misstrauen wächst mit Thomas' Annäherung an Liza, und schließlich muss Thomas alles riskieren, um sich zu retten und ein neues Leben zu beginnen. Während die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, wird Thomas vor die ultimative Entscheidung stellt: Flucht oder Konfrontation.


Die Rezension:


„Roxy“ entführt in die Welt des unscheinbaren Protagonisten Thomas Brenner, gespielt von Devid Striesow. Der Film entfaltet sich mit einer subtilen Komplexität, die durch die scheinbare Normalität des Alltagslebens eines Taxifahrers eingeleitet wird. Thomas Brenner, ein Mann mit einem Allerweltsnamen und einem scheinbar unspektakulären Leben, entpuppt sich schnell als Mitläufer ohne eigenes Gesicht, der jedoch nicht unterschätzt werden sollte – sein Vater war bei der Stasi, sein Großvater in der SS.


OXY - Devid Striesow & Camilla Borghesani - (Thomas & Liza)
Bildnachweis: © Across Nations Filmverleih - East End Film Production

Was zunächst wie ein generischer Thriller von der Stange beginnt, entwickelt sich zu einem fesselnden Genre-Hybrid über Macht, Wandel und die dunklen Seiten der menschlichen Natur. Der Film spielt geschickt mit den Gegensätzen zwischen Ost und West, beleuchtet Vorurteile und Aversionen, bleibt dabei aber zugleich in seinen Metaphern offen für Interpretationen. Die visuelle Inszenierung des Films fängt die emotionale Spannung ein und nutzt Opernklänge von Antonio Vivaldi, um das Geschehen mit einer klassischen Wucht zu unterstreichen. Besonders „Filiae maestae Jerusalem“ nimmt einen zentralen Part der musikalischen Untermalung ein.


In der Mitte dieses filmischen Geschehens steht die beeindruckende Entwicklung des Protagonisten Thomas Brenner. Ursprünglich unscheinbar und passiv, tritt er allmählich ins Licht. Der anfangs Unsichtbare entwickelt immer mehr Kontur, doch sobald er wirklich farbig wird, wird es gefährlich. Devid Striesow verkörpert diese Wandlung mit Zurückhaltung und zeigt, wie Thomas sich von einem unsichtbaren Mann zu einem gefährlichen Akteur wandelt, der selbst beginnt, die Fäden zu spinnen.


ROXY - Ivan Shvedoff & Devid Striesow (Andrej & Thomas)
Bildnachweis: © Across Nations Filmverleih - East End Film Production

Striesows schauspielerische Leistung, sein undurchsichtiges Pokerface, seine bemerkenswerte Körperhaltung und seine Fähigkeit, zwei Gesichter in einer Person zu vereinen, tragen maßgeblich zur Glaubwürdigkeit und dem ungemeinen Unterhaltungsfaktor des Films bei. Denn ausgerechnet der normalerweise so freundliche und sympathische Striesow kann diese Veränderung zum kalten Strippenzieher so überzeugend darstellen, dass ein deutlicher Kontrast hervortritt.


Der Film webt im weiteren Verlauf noch geschickt eine Beziehungsdynamik und damit verbunden eine emotionale Spannung in die Handlung ein. Die Frage nach der Verfolgung der Russen durch Unbekannte verleiht der Handlung eine zusätzliche dramaturgische Ebene. Dabei verzichtet der Film ganz und gar nicht auf Momente des Humors, der subtil die Situationen und Charaktere bis zur Groteske führt, ohne die aufgebaute Spannung zu verlieren.


ROXY - Devid Striesow & Camilla Borghesani - (Thomas & Liza)
Bildnachweis: © Across Nations Filmverleih - East End Film Production

„Roxy“ erweist sich als cleverer Thriller mit einer gelungenen Umsetzung und interessanten Ideen. Er stellt Fragen nach Macht, Handeln und den Konsequenzen von Entscheidungen. Dabei bleibt der Film stets unterhaltsam und führt den Zuschauer durch eine fesselnde Geschichte voller unerwarteter Wendungen. Die visuelle Ästhetik des Films, die exzellente Kameraführung von Notker Mahr und der kantige Schnitt machen „Roxy“ zu einem beeindruckenden Beitrag zum Genre-Kino. Tsintsadze gelingt es mit seinem 13. Spielfilm, das Taxifahrerfilm-Subgenre um eine faszinierende Facette zu erweitern, der an Klassiker wie „Taxi Driver“ erinnert, aber dennoch eine einzigartige und unverkennbar deutsche Note beibehält.


Fazit:


„Roxy“ ist mehr als nur ein Thriller – er ist eine gelungene Mischung aus Spannung, Vivaldi, schwarzem Humor und einer tiefgreifenden Charakterentwicklung. Der Film überzeugt nicht nur durch seine Handlung, sondern auch durch die subtile Inszenierung und die herausragende schauspielerische Leistung von Devid Striesow. Es ist erfrischend zu sehen, dass das deutsche Kino in der Lage ist, solch unterhaltsames Genre-Kino hervorzubringen!


7 von 10 Punkten


>>> STARTTERMIN: Ab dem 25. Januar 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Roxy“:

Genre: Thriller, Komödie

Produktionsjahr: 2022

Laufzeit: 104 Minuten

Altersfreigabe: FSK 16


Regie: Dito Tsintsadze

Drehbuch: Dito Tsintsadze

Besetzung: Devid Striesow, Vakho Chachanidze, Camilla Borghesani, Ivan Shvedoff und viele mehr ...


Trailer zu „Roxy“:


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