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Toni Schindele

Kritik zu „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“: Vampirhorror nach Stephen King

Gary Dauberman ist Experte im Horrorgenre. Er hat federführend bei einigen Filmen im Conjuring-Franchise mitgewirkt und das Drehbuch zum gefeierten „Es“-Remake aus dem Jahr 2017 verfasst, das zur erfolgreichsten Verfilmung einer Geschichte von Stephen King wurde. Jetzt hat er eine andere Geschichte von Stephen King verfilmt.


Kritik zu  „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“: Vampirhorror nach Stephen King
Bildnachweis: © Warner Bros. Entertainment Inc.

Stephen Kings zweiter Roman „Brennen muss Salem“ wurde 1975 veröffentlicht und zählt zu den Klassikern der modernen Horrorliteratur. Das rund 650 Seiten dicke Buch wurde nach dem Erfolg von Kings Debütroman „Carrie“ geschrieben und trägt den Originaltitel „Salem’s Lot“, eine Kurzform von „Jerusalem’s Lot“, dem fiktiven Schauplatz des Romans. King entschied sich für die Abkürzung, um Assoziationen mit der biblischen Stadt Jerusalem zu vermeiden. Er ließ sich für den Roman von Bram Stokers „Dracula“ und von Friedrich Wilhelm Murnaus expressionistischem Vampirfilm-Klassiker „Nosferatu“ aus dem Jahr 1922 inspirieren.  


„Brennen muss Salem“ gilt als eines von Kings einflussreichsten Werken und trug wesentlich dazu bei, seinen Ruf als Meister des Horrors zu festigen. Viele Kritiker loben den Roman für seine Fähigkeit, klassische Vampirgeschichten mit moderner Erzählweise zu verbinden. Der Roman inspirierte viele Autoren und Filmemacher, darunter auch Anne Rice, deren Vampir-Chroniken einen ähnlich psychologischen Ansatz verfolgen. Nun wurde „Brennen muss Salem“ rund 50 Jahre nach seiner Erscheinung wieder für die große Kinoleinwand verfilmt.


Darum geht es:


Der Schriftsteller Ben Mears kehrt nach vielen Jahren in seine verschlafene Heimatstadt Salem’s Lot zurück, um Inspiration für seinen neuen Roman zu finden. Fasziniert vom unheimlichen Marsten House, das wie ein finsteres Mahnmal über der Stadt thront, ahnt er nicht, dass sich dort ein uraltes, tödliches Geheimnis verbirgt. Kurz nach Bens Ankunft beginnt eine Serie beunruhigender Vorfälle: Bewohner verschwinden spurlos, während andere in einer seltsamen, unnatürlichen Schwäche dahinsiechen.


Kritik zu  „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“: Vampirhorror nach Stephen King
Bildnachweis: © Warner Bros. Entertainment Inc.

Als Ben Nachforschungen anstellt, enthüllt sich ihm eine schreckliche Wahrheit – das Marsten House ist die Brutstätte eines uralten Bösen. Dort haust der Vampir Kurt Barlow, der gemeinsam mit seinem diabolischen Handlanger Richard Straker die Stadt in eine Nacht des Schreckens stürzen will.


Die Rezension:


Gary Daubermans Neuinterpretation von Stephen Kings „Brennen muss Salem“ bringt eine der ikonischsten Horror-Geschichten auf die große Leinwand. Nach zwei TV-Adaptionen – von Tobe Hooper 1979 und Mikael Salomon 2004 – ist dies die erste Umsetzung, die zumindest hierzulande auch in die Kinos kommt. Dauberman versucht, in knapp zwei Stunden die Essenz des umfangreichen Romans einzufangen, was sich als zweischneidiges Schwert erweist. Stephen King etablierte in seiner Geschichte die Charaktere und die Stadt langsam; Daubermans Erzählweise ist dagegen recht gehetzt. Das macht den Film zwar kurzweilig, nimmt ihm aber die Möglichkeit, Spannung und Bindung zu den Figuren aufzubauen.


Während die dichte Atmosphäre einer kleinstädtischen Gemeinschaft, die allmählich vom Bösen durchdrungen wird, in der Vorlage zentral ist, bleibt dies hier stark verkürzt und oberflächlich. Bereits in den ersten Minuten macht der Film klar, dass er keine Zeit zu verlieren hat. Die Einführung des Vampirs geschieht schnell und plakativ – ein Ansatz, der zwar effektiv für Schreckmomente sorgt, aber wenig Raum für den Aufbau von Suspense lässt. Ebenfalls enttäuschend ist der Umgang mit dem zentralen Antagonisten, dem Vampir Kurt Barlow. Während frühere Adaptionen seine Präsenz mit einer Mischung aus Faszination und Schrecken aufbauten, wirkt er hier eher wie eine Randerscheinung. Sein bedrohliches Potenzial wird nie voll ausgeschöpft, und seine Szenen hinterlassen kaum einen bleibenden Eindruck.


Kritik zu  „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“: Vampirhorror nach Stephen King
Bildnachweis: © Warner Bros. Entertainment Inc.

Damit verschenkt der Film eine der größten Stärken des Romans, nämlich die verstörende Präsenz des Obervampirs als Symbol für die allgegenwärtige Bedrohung. Es fehlt an jener langsamen Intensivierung, die die Vorlage und frühere Adaptionen so eindrucksvoll gestalteten. Stattdessen reiht sich eine Horror-Sequenz an die nächste, was dem Geschehen einen gehetzten Charakter verleiht. Dauberman gelingt es zwar, mit Kameramann Michael Burgess eindrucksvolle Bilder zu kreieren, doch ohne die emotionale Tiefe der Figuren und ihre Verankerung in dieser Welt verpufft die Wirkung oft. Optisch ist der Film eine Hommage an das Kino der 1970er-Jahre. Die leicht überzeichnete Beleuchtung und die gesättigten Farben verleihen dem Film eine nostalgische Anmutung, die an klassische Schauergeschichten erinnert.


Die Inszenierung setzt auf stilvolle Schatten, kreative Kameraperspektiven und klassische Effekte, die an vergangene Schauerkino-Zeiten erinnern. Besonders die Szenen, in denen der Vampir Barlow in Erscheinung tritt, punkten durch eine ästhetisch ansprechende Inszenierung. Dennoch wirkt die Erzählung oft sprunghaft. Während die Vorlage und auch frühere Adaptionen darauf setzen, das Unheil langsam und bedrohlich aufzubauen, setzt Daubermans Film stattdessen auf eine Reihe von Jump-Scares und Action-Sequenzen; und während Lewis Pullman als Protagonist Ben Mears eine solide Leistung zeigt und die Chemie zwischen ihm und Mackenzie Leigh als Susan Norton einige charmante Momente bietet, bleiben die meisten Nebenfiguren blass.


Kritik zu  „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“: Vampirhorror nach Stephen King
Bildnachweis: © Warner Bros. Entertainment Inc.

Besonders enttäuschend ist, dass Dauberman Kings charakteristische Fähigkeit, eine Kleinstadt und ihre Bewohner lebendig werden zu lassen, kaum nutzt. Die Bewohner von Jerusalem’s Lot, die in Kings Roman als komplexe Persönlichkeiten mit tiefen inneren Konflikten gezeichnet sind, wirken hier oft wie bloße Schablonen. Figuren wie Bill Camp als Matthew Burke bringen zwar Charisma mit, erhalten jedoch zu wenig erzählerischen Raum, um ihre Rollen auszufüllen. Dies wiegt umso schwerer, da der Roman gerade durch seine subversiven gesellschaftlichen Untertöne besticht, die hier größtenteils fehlen.


Fazit:


Während Gary Dauberman visuell und stilistisch einige Highlights bietet, fehlt es dem Film an Zeit und erzählerischer Raffinesse, sodass „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“ Stephen Kings legendäre Vampirgeschichte doch nur als generische Jump-Scare-Kost präsentiert.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 28. November 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“:

Genre:  Horror

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 114 Minuten

Altersfreigabe: FSK 16


Regie: Gary Dauberman

Drehbuch: Gary Dauberman

Besetzung: Alfre Woodard, Makenzie Leigh, Lewis Pullman und viele mehr ...


Trailer zu „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“:


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