top of page

Kritik zu „Schock“: Drastisch und intensiv

Aktualisiert: 17. Sept.

Das deutsche Kino ist nicht gerade dafür bekannt, besonders häufig Genre-Filme hervorzubringen. Da lässt der von ARTE und dem WDR mitproduzierte Gangster-Thriller „Schock“ jedoch aufhorchen. Kann man also nun richtig gutes Genre-Kino aus Deutschland erleben?


Schock: Bruno (Denis Moschitto) wird von einer Pistole bedroht
Bildnachweis: © Bon Voyage Films Paul Pieck

Überall auf der Welt sind düstere Gangsterfilme ein fester Bestandteil des Kinoprogramms – auch in Deutschland, jedoch produziert werden sie nur selten hierzulande. Doch genau das möchten die Regisseure Daniel Rakete Siegel und Denis Moschitto ändern. Beide sind leidenschaftliche Liebhaber des Genre-Kinos und haben sich entschieden, dieser Lücke mit ihrem neuesten Werk entgegenzutreten. Dabei war gerade das knappe Budget der größte Trumpf der beiden Filmemacher, wie Regisseur Daniel Rakete Siegel bereits im Vorfeld in einem Interview für das Presseheft betonte.


Wir hatten ein vergleichsweise schmales Budget zur Verfügung. Doch genau innerhalb dieser finanziellen Grenzen konnten wir etwas Außergewöhnliches erschaffen, und das verdanken wir der bewussten Entscheidung vieler Mitwirkender, sich dieser Herausforderung zu stellen. Letztendlich hat sich diese scheinbare Beschränkung für den Film ausgezahlt. Mit einem größeren Budget wäre er nicht das geworden, was er jetzt ist. Er ist quasi 'unter dem Radar' entstanden, was uns viele Freiheiten ermöglichte, die sonst vielleicht nicht möglich gewesen wären.“ Ist dieser kreative Ansatz den Kinobesuch wert?


Darum geht es:


Im düsteren Untergrund von Köln operiert Bruno im Verborgenen, ein Arzt ohne Approbation, der seine Patienten jenseits der Legalität behandelt. Seine Welt gerät jedoch ins Wanken, als die skrupellose Anwältin Kreber ihn für einen höchst riskanten Auftrag anheuert: die Behandlung eines leukämiekranken Kriminellen. Bruno, von Ehrgeiz gepackt und von finanziellen Sorgen geplagt, stürzt sich kopfüber in diese gefährliche Mission.


Anke Engelke hat als Anwältin Kreber in „Schock“ eine Gastrolle:

Schock-Filmstill zeigt Anwältin Kreber
Bildnachweis: © Bon Voyage Films Paul Pieck

Doch mit jedem Schritt, den er in diese dunkle Welt setzt, verstrickt er sich immer tiefer in ein Netz aus Intrigen und Gewalt. Der schmale Grat zwischen Leben und Tod, zwischen Loyalität und Verrat, wird für Bruno zur tödlichen Herausforderung. Während er verzweifelt versucht, seine Handlungen zu rechtfertigen, verliert er immer mehr die Kontrolle über die Geschehnisse.


Die Rezension:


„Schock“ ist ein Film, der beweist, dass erstklassiges Thriller-Kino nicht von einem übermäßig hohen Budget abhängt. Denis Moschitto und Daniel Rakete Siegel haben mit einem Budget, das sie selbst mit dem einer Tatort-Folge verglichen, eine düstere und fesselnde Geschichte geschaffen, die sich wohltuend von den gängigen deutschen Filmschablonen abhebt.


Schock-Filmstill: Bruno (Denis Moschitto) sitzt verzweifelt auf dem Boden
Bildnachweis: © Bon Voyage Films Paul Pieck

Visuell mag der Film zunächst an einen typischen TV-Krimi erinnern, mit einer einfachen Kameraarbeit und simplen Ausleuchtung. Doch dieser Eindruck wird schnell überwunden, wenn sich die Handlung zu einem düsteren Noir-Kino entwickelt. Die Kameraführung wird kreativer, die Musikuntermalung immer treibender und brachialer, und die Atmosphäre wird so dicht, dass man sie förmlich spüren kann. Es ist ein Film, der sich langsam entfaltet und den Zuschauenden mit in seine düstere Welt zieht.


Die Geschichte dreht sich um einen ambivalenten Arzt, der zwischen dem Wunsch, Menschen zu helfen, und der Versuchung, viel Geld zu verdienen, hin- und hergerissen ist. Dabei wird das zugrundeliegende menschliche Drama schonungslos offengelegt. Die Inszenierung ist intensiv und teilweise schmerzhaft drastisch, vor allem in einer Szene gegen Ende des Films, die im deutschen Kino seinesgleichen sucht. Es sollte daher angemerkt werden, dass der Film trotz seiner hohen Altersfreigabe ab 16 Jahren sehr drastische Szenen enthält. Es ist ratsam, sich vor dem Kinobesuch im Klaren darüber zu sein, dass der Film äußerst intensiv ist.


Schock-Filmstill: Giuli (Fahri Yardim) hat eine Schusswunde
Bildnachweis: © Bon Voyage Films Paul Pieck

Was „Schock“ besonders auszeichnet, ist seine konzentrierte Erzählweise und die Charakterfokussierung. Anstatt sich in überflüssigen Dialogen zu verlieren, setzt der Film auf Atmosphäre und packende Inszenierung. Die Handlung entwickelt sich langsam, aber stetig, und führt zu einem explosiven Finale. Denis Moschitto brilliert in der Rolle des Arztes Bruno, der zwischen Empathie und Egozentrik hin- und hergerissen ist. Sein Spiel ist fesselnd und trägt maßgeblich zur Intensität des Films bei. Man mag nicht jede seiner Entscheidungen nachvollziehen können, aber genau das macht ihn zu einem so faszinierenden Protagonisten.


Fazit:


Am Ende ist „Schock“ vielleicht kein perfekter Film, aber er ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, was im deutschen Genre-Kino möglich ist. Moschitto und Siegel haben gezeigt, dass auch hierzulande packendes Thriller-Kino entstehen kann, das sich vor internationaler Konkurrenz nicht verstecken muss.


7 von 10 Punkten


>>> STARTTERMIN: Ab dem 15. Februar 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Schock“:

Genre: Thriller, Drama

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 100 Minuten

Altersfreigabe: FSK 16


Regie: Denis Moschitto und Daniel Rakete Siegel

Drehbuch: Denis Moschitto und Daniel Rakete Siegel

Besetzung: Denis Moschitto, Fahri Yardim, Aenne Schwarz, Anke Engelke und vielemehr ...


Trailer zu „Schock“:


Comments


bottom of page