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Kritik zu „The Flash“: Action, Humor und Herz - so gut war das DC-Universum selten

Trotz der Kontroversen um Hauptdarsteller Ezra Miller, der mittlerweile als Skandalschauspieler gilt und vermutlich vorerst keine Rollen in Hollywood bekommen wird, startete jetzt der Film „The Flash“ im Kino. Dabei stand die Veröffentlichung lange Zeit auf der Kippe, da das DC-Superheldenuniversum nach vielen Problemen sowieso einen Reboot startet. Ist trotz aller Aufs und Abs ein guter Film entstanden?


Bildnachweis: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


Die Comicverfilmung von „The Flash“ hatte eine lange und turbulente Entwicklungsgeschichte. Seit den späten 1980er Jahren wurde immer wieder an dem Projekt gearbeitet, mit verschiedenen Autoren und Regisseuren, die kreative Differenzen hatten und das Projekt verließen. Schließlich stießen im Jahr 2019 Drehbuchautorin Christina Hodson und Regisseur Andy Muschietti zum Filmprojekt. Mit ihnen wurde der Film dann auch tatsächlich gedreht.


Die Produktionsprobleme hielten jedoch an, da bekanntlich eine weltweite Pandemie und anhaltende Kontroversen des Hauptdarstellers Ezra Miller, der mit Skandalen und Untersuchungshaft zu kämpfen hatte, das Filmstudio Warner Bros. vor schwierige Entscheidungen stellten. Der Kinostart war mehrmals ungewiss, und es war fraglich, ob er überhaupt stattfinden würde. Am 15. Juni 2023 kam „The Flash“ schließlich tatsächlich in die Kinos, und ironischerweise folgt auch meine Rezension deutlich verspätet etwa einen Monat nach Kinostart.


Darum geht es:


Der blitzschnelle Superheld Barry Allen alias The Flash ist im Team der Justice League das letzte Rad am Wagen und muss immer wieder die Sachen in Ordnung bringen, die die anderen Superhelden erledigen. Gerade haben Barry, Batman und Wonder Woman gemeinsam eine Katastrophe verhindert und er hat zahlreiche Leben in Sekundenschnelle gerettet. Doch obwohl die Mission gut ausging, empfindet er keine wahre Freude, denn wenn er nach Hause geht, erwartet ihn niemand. Seine Mutter ist verstorben und sein Vater sitzt im Gefängnis, da ihm vorgeworfen wird, seine Frau und Barrys Mutter ermordet zu haben.

Nach einem Gespräch mit seiner Jugendliebe Iris West über seine schicksalhafte Vergangenheit kommt Barry auf eine folgenschwere Idee. Er entscheidet sich, in die Vergangenheit zu reisen und den Tod seiner Mutter sowie die Verhaftung seines Vaters zu verhindern. Zunächst scheint dies die perfekte Lösung zu sein, doch als er auf sein jüngeres Ich trifft, wird deutlich, dass die Entscheidung vielleicht doch nicht die beste Endscheidung war.

Bildnachweis: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


Barry erkennt, dass die Zeit nicht so funktioniert, wie er es erwartet hat, und er eine völlig neue Realität geschaffen hat, in der alles anders ist, als das DC-Universum, dass wir kennen. Plötzlich greift der skrupellose Kryptonier General Zod die Erde an, und Barry steht ohne seine Fähigkeiten und die Unterstützung der Justice League einem übermächtigen Gegner gegenüber. Kann das gutgehen?


Die Rezension:


„The Flash“ startet sofort mit einem blitzschnellen und actiongeladenen Beginn im Stil des titelgebenden Superhelden, ein Beginn bei dem die Macher vieles richtig machten. Anstatt eines ausschweifenden Expositionsprologs ist die Eröffnung wortwörtlich blitzschnell und schnörkellos. So wurde sich nicht einmal ausgiebig Zeit genommen, um die Logos der Produzentenstudios zu präsentieren und man wird direkt in das actiongeladene und spaßige Geschehen hineingezogen.


Bildnachweis: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Mit der in sich geschlossenen Anfangsmission wird der introvertierte, aber gutherzige Superheld direkt in all seinen Facetten vorgestellt, ebenso wie die Welt, wie sie im Idealzustand funktioniert, um diese im weiteren Handlungsverlauf kräftig auf den Kopf stellen zu können. Wer mit „The Flash“ nicht den ersten DCEU-Film sieht, findet sich daher direkt zurecht, wenn Barry gemeinsam mit Batman und Wonder Woman Gangster durch Gotham jagt. Doch für ein völlig neues Publikum könnte die Eröffnung etwas überfordernd sein. Für einen Moment verlangsamt sich daraufhin kurzzeitig etwas das Tempo, um Barrys Hintergrundgeschichte einzuführen und die tragische Ausgangslage der Handlung zu erklären.


Nach dieser gelungenen Einleitung präsentiert „The Flash“ sein zentrales Element des Multiversums. Obwohl Multiversumsszenarien nach "Spider-Man: No Way Home" im Trend sind, bietet "The Flash" keine einfache Kopie dessen, was Marvel bereits gemacht hat. Stattdessen präsentiert der Film einen eigenen Ansatz, der aus bekannten Gründen etwas später erschien.


Bildnachweis: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


Das Multiversum in „The Flash“ wird zu einem komplexen System voller Chaos, das jedoch eine innere Logik und Konsequenz aufweist. Dabei kann die Handlung stets die Balance aus Komik und Action halten und auf beiden Ebenen punkten.

Gerade auch, da Ezra Miller seine parallele Existenz in einer grandiosen Doppel-Performance so menschlich verkörpert. Ezra Miller verkörpert Barry auf eine schüchterne, clevere und überdrehte Weise. Besonders gelungen ist das Spiel mit sich selbst, wenn die beiden Parallelexistenzen miteinander interagieren. Obwohl die beiden Barrys recht unterschiedlich sind, haben sie eine großartige Chemie miteinander. In den Momenten, in denen sie sich ihre Gegensätze aufzeigen, zeigt Ezra Miller seine stärkste Leistung. Doch auch wenn Miller gleich zweimal im Bild ist, wird es nicht zur Alleinunterhaltung. Allein schon, weil es mindestens gleich zwei großartige Versionen von Batman gibt.


Bildnachweis: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


Einerseits gibt es ein wahrscheinlich letztes Wiedersehen mit Ben Afflecks Batman, der erneut zeigt, dass er ein herausragender Dunkler Ritter ist, selbst wenn seine DC-Filme nicht immer überzeugten. Andererseits ist die überraschend präsente Rückkehr von Michael Keaton einfach großartig. Dreißig Jahre nach seinem letzten Auftritt schlüpft der mittlerweile über 70-jährige Schauspieler erneut in den schwarzen Umhang und rockt jede Szene. Viele betrachten Keaton ohnehin als den ultimativen Batman-Darsteller, wie Umfragen oft zeigen.


Die Neuinterpretation seines Batmans, der ebenfalls durch das Multiversum gealtert ist, ist einfach brilliant, sowohl von Seiten des Drehbuchs als auch in Keatons Darbietung. Im chaotischen Multiversumsszenario, das Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart verschwimmen lässt, ist Keatons Batman wunderbar aus der Zeit gefallen. Seine etwas unkonventionelle Art, Passwörter zu knacken oder auch seine Berechnung der kinetischen Explosionsenergie mit einem Zollstock sind einfach nette Details, die auf der großen Leinwand für viel Spaß sorgen.


Sasha Calle vervollständigt das Haupttrio perfekt als Supergirl. Nicht nur ist sie eine wirklich starke weibliche Figur, weit entfernt von dem Sexobjekt, das diese Rolle vor einigen Jahrzehnten einmal war, auch spielt sie die tragische Figur in den nur wenigen Momenten äußerst beeindruckend. Dadurch bleibt sie im Gedächtnis und man kann nur hoffen, sie in Zukunft erneut als Supergirl zu sehen. Für die talentierte Schauspielerin war „The Flash“ ihr Debütfilm.

Bildnachweis: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


Während Zeitreisen und parallele Welten auf den ersten Blick das Potenzial bieten, bessere Realitäten zu schaffen, eröffnen sie ebenfalls die Frage, ob es überhaupt sinnvoll wäre, die Vergangenheit zu ändern und ob dies positive Auswirkungen auf die Zukunft haben würde. An diesem Punkt wird „The Flash“ dann sogar unerwartet ernst und konsequent. Die finale Wendung mag aufgrund ihrer Tragik nicht jedem gefallen, jedoch enthält sie eine wichtige Botschaft. Denn so beeindruckend die Action auch ist, die stärkste Szene des Films ist ganz klein und intim und dreht sich um Tomaten aus der Dose …


Fazit:


„The Flash“ ist einer der bisher rundesten DCEU-Filme. Zum einen bietet der 13. Ableger große Blockbuster-Action, zum anderen viel Humor und spaßige popkulturelle Referenzen, die jedoch nicht die Ernsthaftigkeit verlieren lassen und auch ernste emotionale Momente machen „The Flash“ zu einem unerwartet wuchtigen Kinofilm, der unterhält und auch ein bisschen zum Nachdenken anregt.


8 von 10 Punkten


„The Flash“ ist seit dem 15. Juni 2023 in den Kinos.



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