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Toni Schindele

Kritik zu „Vaiana 2“: Das Abenteuer geht weiter

Vaiana kehrt nach rund acht Jahren zurück auf die große Leinwand. Bevor die Live-Action-Verfilmung erscheint, steht zunächst die Fortsetzung des beliebten Animationsfilms aus dem Jahr 2016 an.


Kritik zu „Vaiana 2“: Das Abenteuer geht weiter
Bildnachweis: © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Die langerwartete Fortsetzung des Disney-Erfolgsfilms „Vaiana“ hat schon vor ihrem offiziellen Kinostart in Deutschland einen Box-Office-Meilenstein erreicht. Bei den Vorpremieren in den USA spielte „Vaiana 2“ bereits 13,8 Millionen US-Dollar ein. Damit stellt der Film gleich zwei neue Bestmarken auf: Er erzielte den höchsten Vorpremierenumsatz eines Walt-Disney-Animationsfilms aller Zeiten und übertraf zudem die bisherigen Spitzenwerte für Vorpremieren eines Animationsfilms am Dienstag vor Thanksgiving. Zum Vergleich: Der bisherige Rekordhalter, Pixars „Die Unglaublichen 2“, spielte 2018 am gleichen Abend 12,7 Millionen US-Dollar ein. Disney hofft, mit „Vaiana 2“ den Erfolg des ersten Teils fortzusetzen, der 2016 weltweit über 680 Millionen US-Dollar einspielte und mit Hits wie „How Far I’ll Go“ zu einem kulturellen Phänomen wurde. Doch wie gut ist das Sequel gelungen?


Darum geht es:


Vaiana, die mutige Heldin aus Motunui, steht vor einer neuen, aufregenden Reise. Nachdem sie eine unerwartete Nachricht von ihren Vorfahren erhalten hat, begibt sie sich auf eine epische Mission. Doch sie ist nicht allein: Begleitet wird sie von Halbgott Maui und einer eigenartigen Crew. Ihre Reise führt sie in gefährliche, längst vergessene Gewässer, die auf keiner Karte verzeichnet sind und von dunklen Legenden umwoben werden.


Die Rezension:


Vaiana ist keine Prinzessin, sie ist eine moderne Heldin. Deshalb rettet sie auch in der Fortsetzung ihr gesamtes Volk und wartet nicht auf einen Prinzen, der sie retten könnte. Im ersten Teil suchte sie nach ihrer Identität, jetzt hat sie sie gefunden – als Anführerin ihres Volkes auf Motunui, wo selbst ihre kleine Schwester ehrfurchtsvoll zu ihr aufblickt. Mit „Vaiana 2“ kehrt Disney zurück in die zauberhafte Welt der polynesischen Mythen und des Ozeans.


Kritik zu „Vaiana 2“: Das Abenteuer geht weiter
Bildnachweis: © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Der Film beginnt mit einer malerischen Rückkehr nach Motunui, der Heimat Vaianas. Die farbenprächtigen Animationen, die schon den ersten Teil zu einem visuellen Erlebnis machten, setzen erneut Maßstäbe. Visuell ist „Vaiana 2“ ein Fest für die Augen. Die leuchtenden Farben, das schimmernde Blau des Ozeans und die detailliert gestaltete Flora und Fauna schaffen eine immersive Welt, die das immer wieder Publikum in Staunen versetzt. Besonders beeindruckend ist die dynamische Darstellung des Meeres, das weiterhin als fast lebendige Figur agiert und eine zentrale Rolle in der Handlung spielt.


Disney zeigt einmal mehr, warum es als Vorreiter der CGI-Technologie gilt. Die visuellen Elemente schaffen eine fesselnde Atmosphäre. Dennoch fällt schnell auf, dass sich „Vaiana 2“ stark auf diese optischen Schauwerte verlässt. Die Handlung setzt dort an, wo der erste Teil endete: Vaiana hat ihre Rolle als Anführerin ihres Volkes akzeptiert und segelt erneut hinaus, um die Welt zu retten – dieses Mal, um die legendäre Insel Motufetu von einem uralten Fluch zu befreien. Während die Botschaft von Heilung und Gemeinschaft im Mittelpunkt steht, bleibt die persönliche Entwicklung der Protagonistin blass.


Lina Larissa Strahl spricht Vaiana:

Kritik zu „Vaiana 2“: Das Abenteuer geht weiter
Bildnachweis: © Disney/Kurt Krieger

Die rebellische, selbstzweifelnde Vaiana des ersten Teils, die sich gegen die Erwartungen ihres Volkes stellte, ist einer souveränen Heldin gewichen. Während der erste Teil durch Vaianas Selbstfindung und innere Konflikte eine starke emotionale Bindung zum Publikum aufbaute, fehlt es der Fortsetzung an vergleichbarer Tiefe. Vaiana wirkt zwar weiterhin charismatisch und zielstrebig, ihre Herausforderungen jedoch oft zu vorhersehbar, ihre Zweifel und Unsicherheiten werden zu oberflächlich behandelt. Ein weiterer Aspekt, der auffällt, ist die Gewichtung von Spektakel und Handlung. „Vaiana 2“ setzt stark auf visuelle Extravaganz, was einerseits beeindruckend ist, andererseits jedoch zulasten der Erzählung geht.


Die Vielzahl an Monstern und actiongeladenen Sequenzen erzeugen zwar einen hohen Unterhaltungswert, aber die narrative Tiefe bleibt auf der Strecke. Der Film folgt einer recht vorhersehbaren Dramaturgie, die sich zu stark auf die Erfolgsformel des Vorgängers verlässt. Der Versuch, das Franchise zu erweitern und gleichzeitig die Essenz des ersten Teils zu bewahren, gelingt nur teilweise. Während der Film visuell überzeugt und junge Zuschauende gut unterhalten dürfte, bleiben die emotionalen und narrativen Aspekte hinter den Möglichkeiten zurück. Auch musikalisch erreicht „Vaiana 2“ nicht das Ohrwurm-Level seines Vorgängers. Die Songs, ein Markenzeichen des Disney-Erfolgsrezepts, sind ebenso etwas generisch geraten.


Kritik zu „Vaiana 2“: Das Abenteuer geht weiter
Bildnachweis: © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Wo der erste Film mit unvergesslichen Ohrwürmern wie „How Far I’ll Go“ und „You’re Welcome“ punkten konnte, bieten die neuen Songs wenig Wiedererkennungswert. Besonders der zentrale Powersong, der Vaianas Selbstbewusstsein unterstreichen soll, wirkt überraschend generisch und nicht annähernd so eindringlich wie die Hits des Vorgängers. Besonders die deutsche Synchronfassung der Songs fällt in diesem Bereich negativ auf: Manche Textzeilen wirken recht ungelenk und dürften gerade die junge Zielgruppe nicht zum Mitsingen anregen. Das Sequel leidet zudem darunter, dass es ursprünglich als Serie für Disney+ geplant war.


Dies spiegelt sich in den episodischen Handlungssträngen wider, die nicht immer organisch zusammenpassen. Viele Nebenfiguren bleiben größtenteils ungenutzt. Vaianas Crew, die sie auf ihrer Reise begleitet, wird kaum entwickelt und fungiert mehr als Staffage denn als integraler Bestandteil der Handlung. Mauis späte Rückkehr in die Handlung sorgt zwar für ein dringend benötigtes Tempo, doch es bleibt der Eindruck, dass sein Charakter in der ersten Hälfte des Films schmerzlich vermisst wird.


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Bildnachweis: © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Sein typischer Humor und die dynamischen Dialoge mit Vaiana retten die zweite Hälfte. Sein Zusammenspiel mit Vaiana bleibt charmant, doch es fehlt die Chemie und die emotionalen Funken, die ihren gemeinsamen Weg im Vorgänger so mitreißend machten. So entsteht der Eindruck, dass „Vaiana 2“ vor allem eine Basis für zukünftige Geschichten legt.


Fazit:


Die bekannte Welt, die liebgewonnenen Figuren und die beeindruckenden Animationen bieten genug, um nicht nur Fans des ersten Teils zu erfreuen. Doch wirklich Neues bietet „Vaiana 2“ nicht ein letztlich generisches aber unterhaltsames und mitreißendes Disney-Abenteuer nach Schablone.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 28. November 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Vaiana 2“:

Genre:  Animation, Kinderfilm, Abenteuer, Fantasy

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 100 Minuten

Altersfreigabe: FSK 0


Regie: David G. Derrick Jr., Jason Hand, Dana Ledoux Miller

Drehbuch: Dana Ledoux Miller, Jared Bush


Trailer zu „Vaiana 2“:


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