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Kritik zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“: David Allens filmische Hommage an die Natur

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 9. Okt. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Können wir den Kreislauf der Natur wiederherstellen, indem wir einfach nichts tun? In „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“ zeigt Regisseur David Allen, wie sich von der Landwirtschaft ausgebeutete Landschaften erholen und zu blühenden Oasen werden.


Kritik zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“: David Allens filmische Hommage an die Natur
Bildnachweis: © polyband Medien GmbH

2018 veröffentlichte die britische Autorin Isabella Tree ihr Buch „Wilding: The Return of Nature to a British Farm“, das sich mit einem ambitionierten Renaturierungsprojekt auf dem Landgut Knepp in West Sussex, England, beschäftigt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Sir Charles Burrell verwandelte Tree das 1.400 Hektar große Anwesen in eine der bedeutendsten Rewilding-Zonen Europas, wo sich Flora und Fauna ohne menschliches Eingreifen regenerieren. Das Buch wurde zum Bestseller, dass international Beachtung fand und bisher in acht Sprachen übersetzt wurde.


Der mehrfach preisgekrönte Regisseur David Allen setzte Trees Buch in seinem Film „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“ filmisch um. Der Dokumentarfilm, der von der preisgekrönten Produktionsfirma Passion Pictures produziert wurde, feierte im Juni 2023 in Großbritannien Premiere und erntete lobende Kritiken für seine visuell beeindruckenden Aufnahmen. Auch in Deutschland kommt der Film nun in die Kinos.


Darum geht es:


In den 1980er Jahren erbte Charlie Burrell das Knepp Estate, ein großes Landgut im englischen West Sussex. Zunächst versuchte er, den Betrieb aufrechtzuerhalten, indem er auf intensive Acker- und Milchwirtschaft setzte, doch nach 17 Jahren wurde klar, dass dies nicht profitabel war. Mit einem Schuldenberg von 1,5 Millionen Pfund stand das Gut vor dem Bankrott. Auf der Suche nach Alternativen stießen Burrell und seine Frau Isabella Tree auf ein revolutionäres ökologisches Konzept, das der niederländische Ökologe Dr. Frans Vera entwickelt hatte: das „Rewilding“ oder die Rückkehr der Natur.


Isabella Tree inmitten ihres wilden Paradieses:

Kritik zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“: David Allens filmische Hommage an die Natur
Bildnachweis: © Jack Hill

Dieses Prinzip sieht vor, den menschlichen Eingriff in die Landschaft zu minimieren und die Natur sich selbst zu überlassen. Mit dieser Vision wagte das Paar einen radikalen Neuanfang und verwandelte Knepp in ein großangelegtes Renaturierungsprojekt, das heute als eines der bedeutendsten in Europa gilt.


Die Rezension:


David Allens Dokumentarfilm „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“ bietet nicht nur einen faszinierenden Einblick in ein ehrgeiziges Renaturierungsprojekt, sondern beleuchtet auch die weitreichenden Auswirkungen moderner Landwirtschaft auf unsere Umwelt. Im Mittelpunkt steht das Knepp Estate, das von Charlie Burrell und Isabella Tree in West Sussex verwaltet wird. Einst von intensiver Landwirtschaft ausgebeutet, erstrahlt das Land heute in natürlicher Pracht, nachdem Burrell und Tree beschlossen, der Natur freien Lauf zu lassen. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie das Land durch die Einführung von Wildtieren und den Verzicht auf Chemikalien seine ursprüngliche Vielfalt zurückerlangen konnte. Dies ist nicht nur eine Hommage an die Kraft der Natur, sondern auch eine scharfe Kritik an der industriellen Landwirtschaft.


Kritik zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“: David Allens filmische Hommage an die Natur
Bildnachweis: © polyband Medien GmbH

Allens filmische Umsetzung hebt sich durch eine sanfte, beinahe meditative Erzählweise hervor. Zusätzlich zu den chronologisch aufarbeitenden Berichten der Rewilding-Projektleiter, verleihen nachgestellte Szenen der Pionierarbeit durch die Schauspieler Rhiannon Neads als Isabella Tree und Matthew Collyer als Charlie Burrell der Erzählung eine persönliche Note. Charmant ist zudem, dass in der deutschen Fassung die Schauspielerin Dagmar Dempe, bekannt als deutsche Synchronstimme von Meryl Streep, mit ihrer angenehm warmen Stimme überzeugend den Part der Isabella übernimmt und auf einfühlsame Weise durch die Ereignisse führt. Dabei ist der Film kein klassischer Dokumentarfilm im Sinne wissenschaftlicher Analyse, sondern eher eine lyrische Reflexion über die Kräfte der Natur. Dies ist einerseits ein Vorteil, da die emotionalen Momente, wie etwa die Rückkehr der Tiere in ihr natürliches Habitat, zu berührenden Höhepunkten führen.


Andererseits bleibt die Dokumentation in manchen Bereichen vage. Wie genau das Experiment über zwei Jahrzehnte finanziert wurde, bleibt im Unklaren. Auch konkrete politische und wirtschaftliche Hindernisse, denen das Projekt begegnete, werden nur am Rande erwähnt. In faszinierenden Kamerafahrten und eindrucksvollen Tieraufnahmen erzählt „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“ von der Heilung der Böden und der Rückkehr von Arten, die in der Region längst ausgestorben waren. Besonders die Aufnahmen von Störchen, Bibern und Rehen, die ungehindert durch die Landschaft ziehen, unterstreichen die zentrale Botschaft: Die Natur kann sich selbst regenerieren, wenn wir sie nur lassen. Die Kameraführung von Tim Cragg und Simon de Glanville setzen dabei auf Drohnenaufnahmen, Makrofotografie und Zeitraffer, um die Schönheit der Flora und Fauna in ihrer ganzen Pracht einzufangen.


Kritik zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“: David Allens filmische Hommage an die Natur
Bildnachweis: © polyband Medien GmbH

Die inhaltliche Stärke des Films liegt in der Aufarbeitung eines kontroversen Themas: Die negativen Folgen der intensiven Landwirtschaft. Böden, die durch Monokulturen und Chemikalien ausgelaugt werden, Artensterben und der Verlust der Biodiversität sind alles Themen, die der Film anspricht. Diese Problematik ist nicht nur auf Großbritannien beschränkt. Auch in Deutschland sind die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft auf die Artenvielfalt verheerend. Studien zeigen, dass in Deutschland etwa 80% der Insektenmasse in den letzten 30 Jahren verschwunden sind, was direkte Folgen für das gesamte Ökosystem hat. Die intensive Landwirtschaft, die auf chemische Düngemittel und Pestizide setzt, zerstört nicht nur die Böden, sondern auch die Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Besonders betroffen sind Vogelarten, die auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind, sowie Bestäuber wie Bienen, deren Rückgang eine Bedrohung für die Nahrungsmittelproduktion darstellt.


„Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“ geht jedoch noch weiter. Der Film zeigt, dass die Rückkehr der Artenvielfalt nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig ist. Das Beispiel Knepp zeigt, wie schnell sich die Natur erholen kann, wenn man ihr Raum und Zeit gibt. Der Einsatz von Wildtieren wie Rindern, Pferden und Schweinen, die durch das Land streifen und den Boden auf natürliche Weise auflockern, stellt eine Alternative zur maschinellen Bearbeitung dar. Dies hat positive Auswirkungen auf die Bodenqualität und fördert das Wachstum von Pflanzen, die wiederum Insekten und Vögeln Nahrung bieten. Neben den positiven Aspekten der Renaturierung gibt der Dokumentarfilm jedoch auch Einblicke in die Schwierigkeiten.


Kritik zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“: David Allens filmische Hommage an die Natur
Bildnachweis: © polyband Medien GmbH

Die Überbevölkerung von Ackerdisteln und der Widerstand benachbarter Farmen, die weiterhin auf intensive Landwirtschaft setzen, zeigen, dass die Rückkehr der Natur kein leichtes Unterfangen ist. Dennoch beweist der Film, dass mit Geduld und einem tiefen Verständnis für ökologische Zusammenhänge Fortschritte erzielt werden können. Die Botschaft, dass die Natur sich selbst heilen kann, ist besonders angesichts der heutigen Umweltkrisen hoffnungsvoll, dass es nicht zu spät ist, den Schaden, den wir der Erde zugefügt haben, wieder zu beheben. Technisch brillant und inhaltlich tiefgründig, ist dieser Dokumentarfilm ein Muss für alle, die sich für die Zukunft unseres Planeten interessieren.


Fazit:


„Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“ ist ein Appell an die Menschheit, die Natur nicht länger auszubeuten, sondern ihr zu helfen, sich zu regenerieren. Das Beispiel Knepp zeigt, dass dies möglich ist und dass aus ausgelaugten Böden wieder blühende Landschaften entstehen können.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 10. Oktober 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“:

Genre: Dokumentation

Produktionsjahr: 2022

Laufzeit: 75 Minuten

Altersfreigabe: FSK 0


Regie: David Allen

Drehbuch: Isabella Tree

Besetzung: Matthew Collyer, Rhiannon Neads, Isabella Tree und viele mehr ...


Trailer zu „Wildes Land – Die Rückkehr der Natur“:

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