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Thorsten Merten im Interview zum Spreewaldkrimi „Böses muss mit Bösem enden“: „Die Uniform würde ich gern loswerden“

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 10. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

„Ich muss bei einem neuen Spreewaldkrimi nix mehr erfinden“, sagt Thorsten Merten über seine Rolle als Martin Fichte, die ihn seit 2009 begleitet. Der Schauspieler, der in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen war, gehört längst zum festen Ensemble der beliebten ZDF-Krimireihe.


Thorsten Merten im Interview zum Spreewaldkrimi „Böses muss mit Bösem enden“: „Die Uniform würde ich gern loswerden“
Bildnachweis: © ZDF und Oliver Feist

Thorsten Merten, geboren 1963 in Thüringen, hat eine beeindruckende Karriere hinter sich. Ursprünglich wollte er Journalist werden, entschied sich jedoch nach seinem Wehrdienst für die Schauspielerei und studierte an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Seit den 1990er Jahren steht er regelmäßig vor der Kamera, sein Durchbruch kam 2001 mit Andreas Dresens „Halbe Treppe“. In der ARD-Tatortreihe aus Weimar spielte er bis 2021 den Kriminalhauptkommissar. Auch in der beliebten Historiendramaserie „Babylon Berlin“ war er in einer markanten Nebenrolle zu sehen. Doch eine seiner beständigsten Figuren ist der ostdeutsche Ermittler Martin Fichte im Spreewaldkrimi, der sich über die Jahre vom Polizeihauptmeister zum leitenden Hauptkommissar hochgearbeitet hat.


Der neue und 17. Spreewaldkrimi „Böses muss mit Bösem enden“ führt erneut in die mystische Region in Brandenburg. Nach einem rätselhaften Mordanschlag steht Fichte vor einer besonders persönlichen Herausforderung: Auch seine eigene Tochter könnte ins Visier des Täters geraten sein. Im Interview spricht er über die Faszination des Spreewalds, die Entwicklung seiner Figur und warum er seit Jahren versucht, seiner Rolle eine ernste Krankheit „unterzuschummeln“.


Der Film Journalist: Sie leben ja bereits seit vielen Jahren in Berlin. Da ist es zum Spreewald nicht weit, der nun zum 17. Mal Schauplatz der beliebten Krimireihe über die Region wird. Was macht die Spreewald-Region für Sie aus?


Thorsten Merten: Ich bin jetzt in dem Alter, in dem ich nicht mehr so gerne in Hotels schlafe,

Thorsten Merten im Interview zum Spreewaldkrimi „Böses muss mit Bösem enden“: „Die Uniform würde ich gern loswerden“
Bildnachweis: © ZDF/Arnim Thomaß

sondern lieber im eigenen Bett. Das geht beim Spreewaldkrimi-Dreh ganz gut. Von meiner Wohnungstür bis zum Bahnhof Lübbenau brauche ich 90 Minuten – vorausgesetzt, die Bahnen fahren pünktlich. Ich verlasse also die Wohnung um 5:00 Uhr und bin abends um 20:30 Uhr wieder da, rechtzeitig, um noch beim Discounter einzukaufen. Am nächsten Tag dasselbe Spiel. Nicht viel aufwendiger als ein Dreh in Spandau. Das Mystische des Spreewalds ist oft besungen worden, aber scheinbar weiß immer noch nicht jeder Berliner, dass sich die deutschen Everglades nur 50 Minuten vom Ortsschild entfernt befinden. Ich wohne in Prenzlauer Berg. Wenn ich in den Spreewald fahre, bewege ich mich weiter nach Osten – auch in meiner Identität. Es wird mir vertrauter. Bin ja nun mal ein Ossi.


Der Film Journalist: Ob im Tatort oder in anderen regionalen Krimis – Sie waren bereits in einigen Fernsehkrimis zu sehen. Über den Spreewaldkrimi sagt man ja, dass er ein besonderer Fernsehkrimi ist. Was macht ihn für Sie besonders?


Thorsten Merten: Ich denke, es gibt drei Erfolgsfaktoren: der Spreewald mit seinen dunklen Fließen und knorrigen Bäumen, Christian Redl mit seinem unaufwendigen, konzentrierten Spiel und unser langjähriger Autor Thomas Kirchner, der seinen Shakespeare und Tschechow kennt.

Thorsten Merten im Interview zum Spreewaldkrimi „Böses muss mit Bösem enden“: „Die Uniform würde ich gern loswerden“
Bildnachweis: © ZDF und Arnim Thomaß

Verkürzt gesagt: Die Toten sitzen bei ihm mit am Tisch. Auch hat es Kirchner geschafft, die ökonomischen und psychologischen Brüche im Osten aufzuspüren. Seine Drehbücher waren immer auch Bulletins aus den neuen Ländern. Leider schreibt Kirchner nicht mehr für uns. Aber die neuen Autoren haben einige Zutaten von ihm übernommen: die mäandernden Zeitebenen, das Mystische. Als Schauspieler hat man ja viele Etagen über sich, die fast in der gesamten Film- und Fernsehbranche überproportional mit Westdeutschen besetzt sind – ähnlich den Grundbüchern im Prenzlauer Berg. Da ist es für den ostdeutschen Schauspieler nicht immer leicht, mit eigenen Textanreicherungen auf Verständnis und Interesse zu stoßen.


Der Film Journalist: Sie spielen im Spreewaldkrimi Martin Fichte, der sich über Jahre und Folgen hinweg vom Polizeihauptmeister zum leitenden Hauptkommissar hochgearbeitet hat und nun auch seine verlorene Tochter wiedergefunden hat. Was reizt Sie an diesem Kommissar, insbesondere wenn feststeht, dass wieder ein neuer Spreewaldkrimi ansteht?


Thorsten Merten: Leider drehen wir ja nur alle 12 bis 18 Monate einen Fall. Aber das Team verändert sich kaum. Fast alle kennen sich nun schon seit Jahren. Am Set muss niemand mehr dem anderen etwas beweisen. Das macht die Arbeit sehr entspannt. Mein Freund Christian Redl und ich freuen uns immer diebisch auf die Klappe, die wir für das Team geben.


Der Film Journalist: Wie viel von Ihnen selbst steckt in Ihrer Figur, gibt es Parallelen zwischen Ihnen und Martin Fichte?


Thorsten Merten im Interview zum Spreewaldkrimi „Böses muss mit Bösem enden“: „Die Uniform würde ich gern loswerden“
Bildnachweis: © ZDF und Hardy Spitz

Thorsten Merten: Kirchner hat meinen Fichte sehr präzise angelegt. Ein bissel so, als ob er mich da schon gekannt hätte. Ich habe vielleicht nur eine Handvoll Rollen gespielt, die so wenig entfernt von mir sind. Ich muss bei einem neuen Spreewaldkrimi nix mehr erfinden. Aber die Uniform würde ich gern loswerden. Ich sah schon im Grundwehrdienst kacke aus.


Der Film Journalist: Gibt es einen Teil der Spreewaldkrimis, der Ihnen bisher am besten gefallen hat und gibt es etwas, das Sie sich wünschen würden, einmal als Fichte zu spielen?


Thorsten Merten: Ich hebe da keinen hervor. Es gibt mehrere sehr gelungene. Ich selbst versuche seit vier Jahren, meiner Rolle einen Lungenkrebs unterzuschummeln, aber mein Bluthusten wird entweder herausgeschnitten oder auf COPD heruntergeschrieben. Ich finde es erzählenswert, dass es so einen kleinen, unspektakulären, aufrechten Mann trifft, dem das Schicksal eine reinsemmelt. Das beobachte ich ja auch in meiner näheren Realität.


Der Film Journalist: Am Montag, dem 24. Februar 2024, wird „Böses muss mit Bösem enden“ zur Prime-Time um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Zum Abschluss die Frage: Warum sollte man den neuen Spreewaldkrimi ansehen und auf keinen Fall verpassen?


Thorsten Merten: Es ist von der Story her wieder etwas Besonderes. Verrätselt, verkantet, die Zeitebenen schlagen Purzelbäume. Und Christian Redl spielt groß auf.

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