Eigentlich ist Lächeln etwas Schönes, doch wenn in „Smile 2 – Siehst du es auch?“ jemand lächelt, ist es alles andere als freundlich. Es ist ein böses Lächeln, und wer es sieht, hat nur noch wenige Tage zu leben. Jetzt lässt Finn Parker dieses Lächeln erneut auf die große Leinwand los.
Der Horror-Thriller „Smile – Siehst du es auch?“ von Parker Finn überraschte 2022 mit seinem Erfolg an den Kinokassen. Mit einem fesselnden Plot über Besessene, die mit einem gruseligen Lächeln ihr Unwesen treiben, konnte der Film sowohl das Publikum als auch die Kritiker überzeugen. Der Film spielte bei einem Budget von lediglich 17 Millionen US-Dollar weltweit 217 Millionen US-Dollar ein, was maßgeblich auf einen großen Hype in den sozialen Netzwerken zurückzuführen war. Insbesondere auf der Plattform TikTok gab es den Trend, den Kinobesuch mit dem Handy festzuhalten und zu zeigen, wie der nicht gerade sparsam mit Jumpscares agierende Horrorschocker zur Mutprobe wurde.
Eine Fortsetzung war nach diesem Erfolg schnell beschlossene Sache und auch Regisseur Parker Finn übernahm erneut die Inszenierung. Der erste Film war sein Spielfilmdebüt, das auf seinem Kurzfilm „Laura Hasn’t Slept“ aus dem Jahr 2020 basiert. Nun erscheint die Fortsetzung, Parker Finns zweiter Langspielfilm. Mit neuer Hauptdarstellerin, neuem Setting und höherer Altersfreigabe bringt er das dämonische Lächeln zurück auf die große Kinoleinwand. Doch reicht das, um das Publikum erneut in Angst und Schrecken zu versetzen – oder bleibt das Lächeln dieses Mal nur aufgesetzt?
Darum geht es:
Kurz vor Beginn ihrer heiß erwarteten Welttournee gerät das Leben von Popstar Skye Riley aus den Fugen. Mysteriöse Vorfälle schleichen sich in ihren Alltag. Was anfangs wie Überarbeitung oder Einbildung erscheint, entwickelt sich zu einer albtraumhaften Spirale, die Skye an den Rand des Wahnsinns treibt. Als die Ereignisse unerträglich werden, wird klar, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss.
Geheimnisse, die sie tief in ihrem Innersten vergraben hatte, drängen an die Oberfläche – zusammen mit einer erschreckenden Wahrheit über das, was sie einst zurückgelassen hat. Doch Skye gibt nicht auf. Entschlossen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen, taucht sie in ihre dunkelsten Erinnerungen ein und stellt sich ihren tief verwurzelten Ängsten.
Die Rezension:
Parker Finn bleibt seiner stilistischen Handschrift treu, setzt jedoch verstärkt auf größere Schauwerte und einen massentauglicheren Ansatz. Dies spiegelt sich nicht nur in der Produktionsgröße wider, sondern auch in der Wahl der Hauptfigur: Popstar Skye Riley, deren Glamour das düstere Fundament der Geschichte kontrastiert. Die visuelle Gestaltung des Films ist opulent und überzeugt mit präzise komponierten Einstellungen, die sowohl die glitzernde Fassade als auch die bröckelnden Abgründe des Showbusiness ausloten. Während das Sequel visuell ambitionierter und inhaltlich breiter gefächert ist, bleibt die Grundprämisse weitgehend unangetastet: Eine Entität, erkennbar an einem verstörenden Grinsen, sucht sich ihre Opfer und treibt sie in den Wahnsinn.
Doch statt der intimen Geschichte einer Psychiaterin taucht „Smile 2 – Siehst du es auch?“ in die grelle Welt des Popstardaseins ein. Skye Riley, gespielt von Naomi Scott, ist ein international gefeierter Superstar, der sich im Blitzlichtgewitter der Öffentlichkeit bewegt. Naomi Scott verleiht der Figur große Glaubwürdigkeit, indem sie die Zerrissenheit zwischen öffentlicher Perfektion und privater Verzweiflung überzeugend darstellt. Ihre Darstellung zeigt, wie Skye zwischen dem Druck, ein makelloses Bild zu präsentieren, und ihrer eigenen psychischen Zerbrechlichkeit zerrissen ist.
Zudem hat Naomi Scott gleich mehrere Songs für ihre Filmfigur Skye Riley eingesungen. Diese sind nicht nur eingängig arrangiert, sondern besitzen auch eine markante und simple Tanzchoreografie. Das ist durchaus kreativ und in der Umsetzung bemerkenswert umfangreich, da Skye Riley nicht nur als Popstar behauptet, sondern tatsächlich als solcher erschaffen wird. Diese Detailverliebtheit in der Konzeption, gepaart mit dem beeindruckenden Spiel von Naomi Scott, erzeugt eine spannende und facettenreiche Figur, der man bereitwillig auf ihrer Reise in den Wahnsinn folgt.
Parker Finn wechselt in der Fortsetzung von der introspektiven, psychologischen Tiefe des Vorgängers zu einem deutlich extrovertierteren, visuell opulenten Stil. Kamerafahrten, die sich drehen und winden, sowie kunstvolle Choreografien in Skyes Tanzproben sind zwar beeindruckend, lenken aber manchmal von den zentralen Konflikten der Geschichte ab. Während die visuelle Gestaltung ein klares Highlight des Films ist, fehlt es dem Drehbuch an Kohärenz und Subtilität. Inhaltlich versucht der Film, die Herausforderungen des Promilebens – von übergriffigen Fans bis hin zu skrupellosen Managern – mit dem Grusel des dämonischen Lächelns zu verknüpfen. Diese Verbindung bleibt jedoch oft oberflächlich, da die einzelnen Elemente selten organisch zusammenfinden.
Die psychologischen Implikationen des Fluchs, der seine Opfer quält, bevor er sie zum Selbstmord treibt, werden kaum vertieft. Das Konzept des „Elevated Horror“ scheint hier nur noch ein Feigenblatt zu sein. Während im ersten Teil die psychologische Dimension – das Ringen der Hauptfigur mit Traumata und Schuld – eine zentrale Rolle spielte, wirkt die Fortsetzung oberflächlicher und reiht sich in die Riege konventioneller Horrorthriller ein. Dennoch hat „Smile 2“ seine Momente, vor allem in den Schockeffekten. Die Jumpscares sind zahlreicher und intensiver als im Vorgänger, und die Erscheinungen der Lächelnden werden noch kreativer inszeniert, ohne das Potenzial des Konzepts jedoch wirklich auszureizen.
Besonders eine Sequenz, in der eine Gruppe grinsender Menschen in Skyes Haus eindringt und sich zu surrealistischen Gebilden formiert, bleibt im Gedächtnis. Die Bedrohung durch das titelgebende Grinsen bleibt vage und unerklärlich, was das Mysterium aufrechterhält. Ist es eine Manifestation psychischer Krankheiten oder eine übernatürliche Entität? Diese Mehrdeutigkeit erlaubt Interpretationsspielraum, doch die Fortsetzung scheint weniger daran interessiert, Antworten zu liefern, als vielmehr die Schockmomente auszureizen. Die explizite Gewalt ist dabei zwar nichts für Zartbesaitete, bleibt im Vergleich zu anderen Genrevertretern jedoch funktional und selten selbstzweckhaft.
Fazit:
Effektive Schocks, eine düstere Atmosphäre und beeindruckende Bilder – Parker Finn inszeniert in „Smile 2 – Siehst du es auch?“ all das, was den ersten Teil ausmachte, nur etwas plakativer. Dennoch ist der Film gerade durch Naomi Scott bis zum letzten Moment mitreißend!
>>> STARTTERMIN: Ab dem 17. Oktober 2024 im Kino.
Weitere Informationen zu „Smile 2 – Siehst du es auch?“:
Genre: Horror, Thriller
Produktionsjahr: 2023
Laufzeit: 128 Minuten
Altersfreigabe: FSK 18
Regie: Parker Finn
Drehbuch: Parker Finn
Besetzung: Naomi Scott, Dylan Gelula, Lukas Gage und viele mehr ...
Trailer zu „Smile 2 – Siehst du es auch?“:
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