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Kritik zu „The Fantastic Four: First Steps“: Eine Familie rettet die Welt – auch das MCU?

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 22. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Juli

Lange wurde spekuliert, viel erwartet – jetzt ist es so weit: Marvel bringt eines seiner traditionsreichsten Heldenteams zurück auf die große Leinwand. Wie gut ist „The Fantastic Four: First Steps“?


Kritik zu „The Fantastic Four: First Steps“: Eine Familie rettet die Welt – auch das MCU?
Bildnachweis: © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL

Sie waren Marvels erstes Superheldenteam – lange bevor Iron Man, Thor oder die Avengers zum popkulturellen Phänomen wurden. Die „Fantastic Four“ gelten als Grundstein des ganzen Comic-Universums, doch ihr filmischer Weg war bislang holprig. Mehrere Anläufe, viele Enttäuschungen und immer die Hoffnung, dass das Potenzial dieser Figuren eines Tages doch noch entfaltet wird. Nun steht mit „The Fantastic Four: First Steps“ ein neuer Versuch kurz vor dem Kinostart. In einem Moment, in dem das Marvel Cinematic Universe selbst um neue Impulse ringt, kommt dieser Film nicht nur mit großen Erwartungen, sondern auch mit einem gewichtigen Auftrag ins Kino.


Darum geht es:


Sie sind eine Familie, ein Team – und die letzte Hoffnung der Erde: Reed Richards, Sue Storm, Johnny Storm und Ben Grimm kämpfen als die Fantastic Four seit jeher Seite an Seite. Doch als der kosmische Weltenverschlinger Galactus mit seinem unheimlichen Boten Silver Surfer auftaucht, steht nicht nur das Schicksal des Planeten, sondern auch ihre Einheit auf dem Spiel. Können sie ihre Kräfte bündeln – bevor alles zu spät ist?


Die Rezension:


„The Fantastic Four: First Steps“ ist ein Marvel-Film, der sich mit sichtlichem Aufwand und hoher gestalterischer Präzision bemüht, der oft vorhersehbaren Superheldenformel eine eigene Note zu verleihen. Denn dass die Handlung auf der Erde-828 angesiedelt ist, erlaubt dem Film einen gewissen Spielraum und so ist zweifellos der audiovisuelle Look des Films das Herzstück. Der Produktionsaufwand dafür war enorm: Schätzungen belaufen sich auf rund 250 Millionen US-Dollar, was in nahezu jeder Szene erkennbar wird. Im Zentrum steht ein New York, das optisch tief in den 1960er-Jahren verwurzelt scheint, aber mit Einschienenbahnen, fliegenden Fahrzeugen und chromblitzenden Fassaden als utopische Zukunftsvision inszeniert wird – gewissermaßen eine Welt, wie man sie sich in der Ära der Apollo-Missionen vorgestellt haben könnte.


Kritik zu „The Fantastic Four: First Steps“: Eine Familie rettet die Welt – auch das MCU?
Bildnachweis: © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL

Die Welt von „The Fantastic Four: First Steps“ ist eine stilisierte Mischung aus Mid-Century-Modernismus und Science-Fiction-Fantasie, die sich in jedem architektonischen Detail, jedem Requisit und jeder Farbwahl widerspiegelt. Die Entscheidung, auf reale Sets und große Bühnenkonstruktionen zu setzen – von der Penthouse-Wohnung im Baxter Building bis hin zur rekonstruierten Yancy Street – erzeugt eine greifbare Materialität, die im Kontrast zu vielen rein digital generierten Marvel-Welten steht. Die Sets, etwa das aufwendig konstruierte Baxter Building oder der ebenfalls im Detail rekonstruierte Times Square, vermitteln den Eindruck einer greifbaren, wenn auch utopisch überzeichneten Realität. Produktionsdesigner Kasra Farahani und Setdekorateurin Jille Azis orientieren sich an konkreten Vorbildern wie Eero Saarinen und Oscar Niemeyer, wodurch ein eigenständiger Architekturcharakter entsteht, der zugleich futuristisch und nostalgisch wirkt.


„The Fantastic Four: First Steps“ transportiert eine Idee von Fortschritt, die sich zwischen Technikglauben und familiärer Intimität bewegt. Die handgefertigte Ausstattung, etwa Johnnys rustikales Schlafzimmer mit runder Liegefläche oder der ovale Familientisch mit rotierender Kühleinheit, verstärkt diesen Eindruck. Der Film verankert seine Figuren in symbolisch durchinszenierten Lebensräumen, die mehr über ihre Charaktere verraten als viele ihrer Dialoge. Kostümdesignerin Alexandra Byrne greift klassische Comicdesigns auf, verbindet sie mit authentischen Stilelementen der 1960er-Jahre und integriert gleichzeitig futuristische Technikdetails, um eine glaubhafte visuelle Entwicklung der Figuren darzustellen. Besonders in den Raumanzügen – die zwischen Anleihen an die Apollo-Missionen und moderner Fiktion pendeln – offenbart sich diese Synthese aus Vergangenheit und Vision.


Kritik zu „The Fantastic Four: First Steps“: Eine Familie rettet die Welt – auch das MCU?
Bildnachweis: © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL

Die musikalische Untermalung durch Michael Giacchino verstärkt den retro-futuristischen Tonfall mit Vintage-Synthesizern, Blechbläsermelodien und experimentellen Percussion-Sounds. Das zentrale Familienmotiv zieht sich dabei als thematischer Faden durch den gesamten Soundtrack und wird immer wieder variiert – mal sanft und introspektiv, dann wieder orchestral und bombastisch. Inhaltlich hingegen bleibt „The Fantastic Four: First Steps“ auf deutlich konventionellerem Terrain, lässt sich dafür aber ohne Vorwissen aus den zurückliegenden Marvel-Ablegern problemlos ansehen. Zwar vermeidet der Film weitgehend die narrativen Fallstricke vieler aktueller Beiträge aus dem MCU – etwa überbordende Intertextualität oder zwanghaft eingeführte Teaser auf kommende Projekte – bleibt dabei jedoch in seiner Figurenzeichnung und dramaturgischen Entwicklung oberflächlich, ein stringentes, aber wenig risikobereites Superheldenabenteuer, das die bekannten Wege des Subgenres beschreitet, ohne diese je zu verlassen. Die Geschichte folgt einer bekannten Dramaturgie: Teamformierung, erste gemeinsame Konflikte, weltumspannende Bedrohung, kollektive Selbstüberwindung.


Die Motive – Familie, Zusammenhalt, Verantwortung – werden früh etabliert, jedoch in einer so routinierten und konfliktarmen Weise erzählt, dass der emotionale Nachhall eher gering bleibt. Die Einführung der vier Hauptfiguren bleibt oberflächlich, Rückblenden ersetzen psychologische Tiefe. Der Film vermeidet zwar ausufernde Exposition, wie sie das MCU häufig praktiziert, bietet im Gegenzug jedoch auch kaum Raum für individuelle Charakterentwicklung. Besonders auffällig ist dies bei Pedro Pascals Darstellung von Reed Richards, dessen Distanziertheit kaum durch persönliche Nuancen oder emotionale Konflikte gebrochen wird. Pedro Pascal spielt Reed Richards intellektuell glaubwürdig, aber emotional unterkühlt. Sein Spiel verleiht der Rolle zwar eine rationale Autorität, versäumt es jedoch, bei den familiären Konflikten wirklich greifbar zu werden. Vanessa Kirby hingegen gelingt es als Sue Storm, dem Film die nötige emotionale Gravitation zu verleihen. Ihr gelingt es, ihrer Figur – auch durch die Thematisierung von Mutterschaft – ein Maß an Verletzlichkeit und Ausdrucksstärke zu verleihen, das innerhalb des Ensembles herausragt.


Kritik zu „The Fantastic Four: First Steps“: Eine Familie rettet die Welt – auch das MCU?
Bildnachweis: © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL

Die Interaktionen innerhalb der Fantastic Four bleiben oberflächlich, denn größtenteils generiert „The Fantastic Four: First Steps“ seine emotionalen Impulse nicht aus innerem Figurenkonflikt, sondern aus äußeren Umständen: der Geburt eines Kindes, dem drohenden Weltuntergang und der Entscheidung über das Opfer eines Einzelnen für das Wohl der Mehrheit. Der Film hätte an einem Punkt deutlich ernster abbiegen können – doch das hätte kaum zur heiteren Tonlage dieses Films gepasst. „The Fantastic Four: First Steps“ beschwört den unerschütterlichen Glauben seiner Hauptfiguren und knüpft damit bewusst an die ursprüngliche, im besten Sinne naive Idee klassischer Superhelden-Comics an – eine Haltung, die im Zeitalter düsterer Superhelden-Filme selten geworden ist. Der 37. Spielfilm aus dem Hause Marvel entwirft ein harmonisches Weltbild, in dem globaler Zusammenhalt unter den Menschen selbstverständlich scheint und selbst eine idealisierte Version der USA ihren Platz hat. Damit entfernt sich der Film letztlich weiter von der Realität als seine wissenschaftlich begründete Superkräfte-Fiktion. „The Fantastic Four: First Steps“ ist insofern fast ein Feel-Good-Superheldenfilm.


Ebon Moss-Bachrach verleiht dem steinernen Ben Grimm zwar physische Präsenz und pointiertes Timing, bleibt aber als Figur weitgehend funktional – primär eingesetzt für humorvolle Auflockerung und erklärende Dialoge. Seine existenzielle Ambivalenz und sein Bedürfnis nach Akzeptanz werden nur angedeutet. Joseph Quinn als Johnny Storm hingegen bringt jugendliche Impulsivität und ein gewisses Maß an innerer Zerrissenheit ein, das ihn zumindest ansatzweise als eigenständige Figur mit Entwicklungspotenzial etabliert. Beide Rollen wirken jedoch wie Versatzstücke eines Ensembles, dessen Schwerpunkt klar auf Reed und Sue liegt. Allerdings kann man immer wieder erahnen, dass man während des Schnitts noch einige Handlungselemente für die kurzweilige Laufzeit von 115 Minuten gestutzt hat – etwa eine angedeutete Romanze zwischen Ben Grimm und einer von Natasha Lyonne verkörperten Lehrerin.


Kritik zu „The Fantastic Four: First Steps“: Eine Familie rettet die Welt – auch das MCU?
Bildnachweis: © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL

Dieser Eindruck verstärkt sich nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass selbst John Malkovich im Schnitt vollständig aus dem Film entfernt wurde. Auf der antagonistischen Seite sorgt die Einführung von Galactus für eine spürbar mächtige Bedrohung, die den Kinosaal erzittern lässt; im Debütfilm des neuen Teams entfaltet sie jedoch nicht jene epische Wucht, die immer wieder anklingt, weil andere Schwerpunkte den Fokus beanspruchen. Man kann sich zwar kaum seiner bedrohlichen Präsenz entziehen, gerade da Galactus erstmals comicakkurat umgesetzt wurde, doch in dieser Geschichte bleibt der Weltenverschlinger doch mehr Konzept als Figur – eine imposante Idee, die sich jedoch kaum in Handlung oder Spannung überträgt. Julia Garners Silver Surfer bleibt ebenfalls trotz tragischer Hintergrundgeschichte blass, eine rein visuelle Erscheinung ohne dramatische Wirkkraft.


Fazit:


Inhaltlich bleibt das neue Superheldenabenteuer aus dem Hause Marvel konventionell und dramaturgisch risikoscheu, doch durch seine kunstvoll stilisierte, retro-futuristische Ästhetik wirkt „The Fantastic Four: First Steps“ überraschend frisch – eine Comic-Verfilmung, die in ihrem unerschütterlichen Glauben an das Gute mit viel Leichtigkeit fast zum Feel-Good-Film des Genres wird.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 24. Juli 2025 im Kino.


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Weitere Informationen zu „The Fantastic Four: First Steps“:

Genre: Abenteuer, Action, Fantasy

Laufzeit: 115 Minuten

Altersfreigabe: FSK 12


Regie: Matt Shakman

Drehbuch: Josh Friedman, Jeff Kaplan

Besetzung: Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Joseph Quinn und viele mehr ...


Trailer zu „The Fantastic Four: First Steps“:


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